Die Galerie Max Hetzler freut sich, die Ausstellung "Das Schlafzimmer" der Künstlerin Katharina Grosse in den Räumlichkeiten in der 46 & 57 Rue du Temple in Paris präsentieren zu können. Dies ist die zweite Einzelausstellung der Künstlerin in der Galerie, nach ihrer Soloshow "Spektrum ohne Spuren" im Frühjahr 2023 in Berlin.

Mit der Installation "Das Schlafzimmer" kehrt Katharina Grosse zu einem entscheidenden Moment in ihrer künstlerischen Praxis zurück. Im Jahr 2004 hatte Grosse ihr Schlafzimmer in Düsseldorf mit Sprühfarbe übermalt, darunter das Bett mit Kissen und Decke, die Möbel, den Boden, die darauf liegende Kleidung, einen Kopfhörer, Kisten, Bücher und Wände. In einem Interview erzählte die Künstlerin:

"Ja, mein Bett war das erste, was ich besprüht habe; dann kamen die anderen Elemente hinzu, die eine narrative Struktur einführten und elementare Fragen aufwarfen. Das Bett ist tatsächlich ein völlig archetypisches Objekt - jeder weiß, was es ist, was passiert, wenn man sich hinlegt, wenn man träumt. Für diese Arbeit habe ich eine sehr spezifische elementare Situation identifiziert, die wir alle kennen und teilen." 1

"Das Bett", 2004, markierte einen Wendepunkt, gleichzeitig eine Zerstörung und einen Neuanfang. Der maßgeschneiderte Anzug beispielsweise, der übersprüht wurde, konnte nun nicht mehr getragen werden. Gleichzeitig jedoch unterzog sich der Raum einer eigenartigen Transformation. Während Objekte seit den Anfängen der Kunst in Bildern auftraten, wurden sie nun zur Unterlage und Oberfläche einer Form der Malerei, die auf ihren Rückseiten ausgeführt wurde. Der Malakt, von Grosse in einem Zug durchgeführt, hinterließ seine Spuren als Energiestrom. Die Sprühpistole ersetzte den Pinsel. Beides sind Werkzeuge, die von Grosse regelmäßig in ihrer Malerei verwendet werden.

Katharina Grosses Malerei hat sich seitdem weiterentwickelt: von der großen Installation auf der 56. Biennale in Venedig im Jahr 2011 bis zu "Asphalt und Haar" in Aarhus im Jahr 2017. Wenn die Geschichte der Malerei entlang der Metaphern "Fenster" und "Tür" erzählt würde, würden Grosses Werke Teil des Letzteren sein. Der Unterschied liegt in der Wahrnehmungsperspektive. Wenn wir aus dem Fenster schauen, stehen wir einem anderen Ort gegenüber, von dem wir getrennt bleiben, unabhängig davon, ob wir ein Detail der Landschaft sehen oder ob die Sicht durch Jalousien verdeckt ist. Wenn wir andererseits vor einer Tür stehen, können wir die Möglichkeit des Überschreitens oder des Eintritts in etwas anderes erfassen.

Ist das nicht auch das Wesen des Bettes? Dieser Ort, an dem wir schlafen, träumen oder einfach nur unbewusst hin- und herwerfen, hat eine lange Geschichte. Im 19. Jahrhundert zeichnete der Hofmaler Adolph von Menzel sein ungemachtes Bett mit Kreide, und mehr als hundert Jahre später malte Robert Rauschenberg auf der gesteppten Bettdecke seines Bettes. In Katharina Grosses Werk hat sich die Farbe vom Bett ausgebreitet und bildet so eine neue Oberfläche. Es ist nicht das erste Mal, dass aus diesem Ort eine neue Idee entstanden ist. Schließlich, wo hat die amerikanische Schriftstellerin Edith Wharton, die als erste Frau den Pulitzer-Preis erhielt, geschrieben? Im Bett.

Julia Voss

1 See ‘On Painting: Katharina Grosse in Conversation with Isabelle Graw , in Katharina Grosse, New York: Gagosian 2018, p. 267