Skip to Content

Home > Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Münster: Nicolás Paris. Manigua

< Previous | Next >


Münster: Nicolás Paris. Manigua Neu

https://www.kunsthallemuenster.de/de/


31.08.2024 - 08.12.2024
Kunsthalle Münster, Hafenweg 28, 5. Stock, 48155 Münster
Eröffnung: 30.8.2024, 18 Uhr

Die Ausstellung Manigua von nicolás paris zeigt erstmals Werke des kolumbianischen Künstlers in einer deutschen Institution. Sein Werk ist ein poetischer Widerstand gegen Konventionen, Regeln und eingefahrene Überzeugungen. Seine Arbeitsmethode, die auf dem Akt des Zeichnens, des Dialogs und der Architektur basiert, zielt darauf ab, offene und experimentelle Lernprozesse zu initiieren. Über das so entstehende Wissen finden sich neue Wege des Zusammenseins. paris verwandelt den Ausstellungsraum in einen Ort des egalitären, gemeinschaftlichen und forschenden Austauschs, in dessen Mittelpunkt die kollektive Erfahrung steht. Für seine Arbeit lässt er sich von seinem Interesse an der Intelligenz der Natur leiten.

nicolás paris Installationen, Zeichnungen, Objekte, Workshops und Videos sowie seine kollaborativen pädagogischen Projekte zeichnen sich durch Zartheit und Stille aus. Eine der grundlegenden Strategien des Künstlers beruht auf Beziehung und Dialog – zwischen Menschen, Tieren, Wolken, Pflanzen oder Licht. In seiner immersiven Installation, die er speziell für die Kunsthalle Münster kreiert hat, sowie in der raumeinnehmenden Präsentation seines Videos Protobosque (2023) untersucht er das symbiotische Miteinander des Waldes, das durch menschliche Eingriffe in seiner Funktionstüchtigkeit herausgefordert wird. Der Wald verhält sich, als ob er ein einziger Organismus sei. paris überführt den Wald als lebendiges System, das durch vielfältige Beziehungen und Interaktionen funktioniert, in eine Abstraktion und macht dabei dessen Wissen sicht-, hör- und spürbar. Zugleich nutzt paris den Wald als Denkmodell für Austausch und Empathie.



Der Kunstler begegnet unserem Verortetsein in der Welt und der Dringlichkeit, eine Verbindung mit der Umwelt einzugehen, um dem Moment voranschreitender Zerstörung und Ausbeutung von Mensch und Natur etwas entgegenzusetzen. Dabei bezieht er sich auf die Entfremdung, wie sie von Jean-Baptiste Vidalou in seinem Buch We Are Forests: Inhabiting Territories in Struggle (zuerst erschienen in 2017) beschrieben wird. Er nutzt den Wald als eine artenübergreifende Schule, rekurriert auf ihn als einen Ort der Ursprungsgeschichten und als sensorisches Kommunikationsnetz. Im Wald lernen wir grundlegende Lektionen über gegenseitige Abhängigkeit, gegenseitige Hilfe und Verteidigungssysteme, die im Gleichgewicht agieren, anstatt auf Vernichtung zu setzen.



Mit seinen Werken erlaubt paris eine andere Betrachtung, kreiert ein Bewusstsein für fehlende Verbindungen zu unserer Umwelt. Er versucht jenem dekontextualisierten Wissen, bestehend aus Daten und Theorien, die der menschliche Körper nicht verarbeiten kann, bedeutungsvolle Erfahrungen entgegenzusetzen und damit einem Defizit unserer westlichen Gesellschaft zu begegnen. Es werden Zugänge außerhalb eines akademischen Wissens ergründet, wodurch sich ein Raum jenseits von Rationalität und Kalkulation öffnet.



Manigua erlaubt es den Besucher:innen in andere Wissensformen einzutauchen – in der Bewegung durch die Ausstellung in Zeit und Raum. Temporär werden Beziehungen eingegangen, die es ermöglichen eine andere Perspektive auf unsere Umwelt und das darin liegende Wissen zu erlangen. Seine raumgreifende Installation wird zur Bühne für Übungen, die gemeinsam wie auch allein probiert werden können.



Das begleitende Programm ist essentieller Bestandteil der Ausstellung und besteht aus einer Reihe kollaborativer, ungeschriebener, werkstattähnlicher Begegnungen, die für das Publikum offen sind: Übungen, Workshops, Versuche. paris versteht die Ausstellung als Klassenraum, einen Ort des Lernens, wobei die Positionen von Lehrer:innen und Schüler:innen fluide sind. In seinem Klassenzimmer wird hierarchielos von- und miteinander gelernt, nicht nur von Menschen, sondern von allen Dingen, belebten und unbelebten. Dabei bleibt immer die Frage im Blick, wie es um das Miteinander steht und welches Wissen der Wald diesbezüglich bereithält.

Eingetragen am: Dienstag, 27.08.2024


Ihre Stimme Fehler oder Änderung mitteilen