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  Ludger Gerdes, Ohne Titel, 1981-1982 © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Ludger Gerdes, Ohne Titel, 1981-1982 © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Münster: Ludger Gerdes. Synkategoremata

https://www.kunsthallemuenster.de/de/programm/ludger-gerdes/


10.07.2024 - 15.09.2024
Stadthausgalerie Münster Platz des Westfälischen Friedens (Rathausinnenhof) 48143 Münster
Im Hinblick auf das Selbstverständnis Münsters als Stadt der Skulptur Projekte nutzt die Kunsthalle Münster nach der Wiedereröffnung der Stadthausgalerie die Möglichkeit, um hier auch jenseits der alle zehn Jahre stattfindenden Großausstellung exemplarisch den öffentlichen Raum beziehungsweise Fragen von Kunst und Öffentlichkeit in den Blick zu nehmen. Mit der Ausstellung Synkategoremata des deutschen Künstlers Ludger Gerdes (1954–2008) ist nach Off the Pedestals im vergangenen Jahr, nun die zweite Ausstellung in dieser Reihe zu sehen. Anlässlich des 70. Geburtstages des Künstlers gibt die Schau einen Einblick in das vielfältige künstlerische Schaffen Gerdes‘ und untersucht seine kritische Auseinandersetzung mit Institutionen und den Subjekten, die sie konstituieren.

Ausgangspunkt der Ausstellung bildet das Werk Schiff für Münster (1987), das Gerdes im Rahmen der Skulptur Projekte realisierte und das im Anschluss in Münster verblieb und heute Teil der Öffentlichen Sammlung ist. Bei Schiff für Münster – sein erstes großes ortsspezifisches Werk für den öffentlichen Raum – handelt es sich um eine gemauerte, von einem Wassergraben umgebene und mit Rasen bedeckte Insel in Form eines Schiffes. Auf dem Heck steht eine hölzerne Säulenarchitektur, zwei hochgewachsene Pappeln in der Mitte der Insel dienen als Schattenspender. Die Installation befindet sich am Stadtrand zum ländlich geprägten Umland und erinnert an die Binnenschiffe, die den Dortmund-Ems-Kanal befahren. Mit seinem Bug weist das Schiff in Richtung der drei wichtigsten religiösen Einrichtungen der Stadt, die Clemenskirche, den Paulusdom und die Lambertikirche, die für Gerdes die drei kirchlichen Autoritäten Mönch, Bischof und Bürger:innen darstellen.

Unter dem Begriff Synkategoremata, den Gerdes als Titel für eine Serie von Aquarellen aus dem Jahr 1985 verwendete und der sich in der Logik- und Sprachtheorie auf Wörter bezieht, die ihre propositionale Bedeutung erst durch ihre Verwendung in Bezug auf andere erhalten, versammelt die Ausstellung insgesamt sechs Werkgruppen, die zwischen 1981 und 1996 entstanden. Dementsprechend nimmt sie in den Blick, wie Gerdes die Produktion von Bedeutung im öffentlichen Raum als eine Verhandlung künstlerischer, architektonischer, sprachlicher und sozialer Beziehungen konzipiert hat. Gerdes wollte eine Kunst, die „mehr Lebensbezug und weniger Abstraktheit“ zeigt. Seine Kunst sollte in einen Dialog mit der Architektur treten und dadurch unmittelbare Nähe zu der alltäglichen Lebenswelt der Menschen wiederfinden, wobei ihm nicht zuletzt eine narrative Bildsprache für einen erlebbaren Zusammenhang diente.

Neben den beiden großen Rauminstallationen Trecker (1987) und Raum-Fragment (1987) sind u.a. Zeichnungen und Malereien des Künstlers zu sehen, die in den 1980er Jahren zur Basis seiner skulpturalen Arbeiten und Installationen wurden. In seinen Werken nutzt Gerdes die je eigenen Qualitäten der unterschiedlichen Medien und vollzieht Perspektivwechsel. Zu sehen ist zudem eines der ambitioniertesten Werke aus den 1990er Jahren: die Fotoserie Public Space – Private View (1996). Diese gibt einen Einblick in die analytische Auseinandersetzung des Künstlers mit dem öffentlichen Raum. Seine fotografische Studie über städtische und ländliche Umgebungen, die die Rolle der Kunst über die Institutionen und Zielgruppen hinaus betrachtet, scheint im Kontext von Münsters Öffentlicher Sammlung von besonderer Bedeutung.

Eingetragen am: Mittwoch, 19.06.2024


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