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Braunschweig: Rosa Barba Rosa Barba, Outwardly from Earth’s Center (2007), Courtesy the artist, carlier | gebauer, Berlin und Gió Marconi, Mailand

Braunschweig: Rosa Barba

http://www.kunstverein-bs.de


12.03.2011 - 22.05.2011
Kunstverein Braunschweig Haus Salve Hospes Lessingplatz 12 38100 Braunschweig
Rosa Barba (geb. 1972 in Agrigent/Italien, lebt in Berlin) gehört derzeit wohl zu den weltweit meist beachteten filmisch arbeitenden Künstlerinnen ihrer Generation. Im Kunstverein Braunschweig zeigt Barba vom 12. März bis zum 22. Mai eine umfangreiche Auswahl an Filmen, Installationen und skulpturalen Inszenierungen.

Hinter der Villa Salve Hospes verlaufen Rohre in labyrinthischer Anordnung durch den Garten. Sie scheinen die verborgene Struktur einer Stadt offen zu legen, während der alltägliche Verkehrslärm wie aus einer unterirdischen Welt durch die Leitungen strömt. Barba bezieht sich vor allem in ihren Filmarbeiten auf solch andersartige Orte und Erscheinungen: So dient ihr eine verlassene Autorennstrecke in der kalifornischen Wüste als Ausgangspunkt für The Long Road (2010). Aus der Luft betrachtet schreibt sich das Oval der Piste – ein Loop ohne Ziel – wie ein Zeichen in die karge Landschaft ein. Der Film, im Spiegelsaal des Kunstvereins als großflächige, raumteilende Projektion zu sehen, verweist auf Rosa Barbas Interesse an Zeichen, Schrift und Text, wie es sich auch in der Arbeit A Private Tableaux (2010) offenbart. Hier sind es Aufnahmen einer Untertunnelung, an deren Decke sich kryptische Markierungen befinden. Wie archaische Höhlenmalereien muten sie an, stammen jedoch von Ingenieuren, die die vom oberirdischen Verkehr im Gewölbe erzeugten Risse untersuchen. Die Funktionalität der Zeichen tritt angesichts der narrativen, in den Film geschnittenen Elemente, die mit den dokumentarischen Bildern in einen Dialog treten, in den Hintergrund.

Beispielhaft für ein derartiges Oszillieren zwischen Dokumentation und Fiktion, wie es typisch für Rosa Barbas Filmwerk ist, ist auch Outwardly from Earth’s Centre (2007). Den Ursprung bildet ein reales, geologisches Phänomen, wonach die schwedische Insel Gotska Sandön jährlich um einen Meter vom Festland abdriftet. Um diese Tatsache herum konstruiert Barba eine fiktive Narration, die um die Bemühungen der Bewohner kreist, das Abtreiben ihrer Insel zu stoppen. Dabei ist die Handlung kaum zeitlich einzuordnen: Trotz realer Inhalte und wissenschaftlicher Expertenmeinungen kippt die Handlung immer wieder ins Surreale.

Neben narrativen Filmwerken realisiert Barba auch skulpturale Inszenierungen, die sich schlussendlich in eine konzeptuelle Praxis ausweiten. Arbeiten wie Enigmatic Whistler (2009) oder Invisible Act (2010) entfalten durch ihren besonderen Umgang mit Material, Form, Oberfläche, Licht und Sound eine geradezu multisensorische Wirkung. Die Abwesenheit eines projizierten Bildes lässt das Material in den Vordergrund treten und verstärkt so den skulpturalen Effekt. In der Arbeit Time Machine (2007) lässt Barba das Drehbuch zu H.G. Wells Roman Time Machine von 1895 als gedrucktes Schriftbild in engen Zeilen über die Leinwand laufen, denn zu einer Verfilmung und damit Verbildlichung des Materials ist es nie gekommen. Auf diese Weise wird die Arbeit selbst zu einem ‚still‘, das eigene Bilder beim Betrachter evoziert.

Rosa Barba wurde bereits mehrfach durch Preise ausgezeichnet und in unzähligen Gruppenausstellungen weltweit präsentiert, so u.a. auf der 53. Biennale von Venedig (2009). Umfassende Ausstellungen ihrer Arbeiten waren u.a. in der New Yorker Dia Art Foundation (2008), der Villa Romana in Florenz (2008), der Londoner Tate Modern, Level 2, dem Centre International d’Art et du Paysage de l’île de Vassivière oder dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia in Madrid zu sehen. Zur Ausstellung erscheint in Zusammenarbeit mit dem Center for Contemporary Art in Tel Aviv ein Katalog.

Eingetragen von:
am: Samstag, 05.03.2011


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