OPENING 20 October 18:00 - 20:00

Marina Abramovi, Jenny Brosinski, Qin Feng, K.O. Götz, Gerhard Hoehme, John Isaacs, Annette Kelm, Michael Müller, Albert Oehlen, Bettina Pousttchi, Julian Schnabel, Richard Serra & Mark Wallinger

Über den Begriff der Kraft in der Kunst – und ihre Bedeutung für die Kunst – ließe sich auf mannigfaltige Weise diskutieren: Auf ästhetisch-theoretischer Ebene, auf physikalischer Ebene oder, wie es die Ausstellung ENERGETIC GESTURES versucht, auf inhaltsimmanenter Ebene. Der Begriff Kraft wird in nahezu allen Kulturkreisen und Epochen zur Beschreibung und Charakterisierung von Kunstwerken und Artefakten herangezogen. Einerseits, um ihre Wirkung auf die Rezipient*innen zu beschreiben, anderseits aber auch, um die Motivationen und Arbeitsweisen der Kunstschaffenden zu skizzieren: Wir sprechen von der kraftgeladenen Aura eines Werkes, von kraftvollen Gesten oder dem kraftvollen Strich eines Malers. Von Sokrates über Alexander Gottlieb Baumgarten, der im 18. Jahrhundert die Ästhetik als eigene Disziplin der Philosophie etablierte, bis hinein in die Gegenwart (vgl. Christoph Menke: Die Kraft der Kunst) wurde versucht, anhand der unterschiedlichen Begriffsebenen von Kraft Definitionen über die Kunst selbst abzuleiten.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden ‚Kräfte‘ und – von ihnen abgeleitet – ‚Energien‘ nicht mehr nur zur Reflexion über Kunst herangezogen, sondern thematisch bzw. programmatisch in den künstlerischen Entstehungsprozess einbezogen. Die Künstler*innen der Nachkriegszeit sahen sich mit der Notwenigkeit konfrontiert, Wege zu finden, die Moderne zu überwinden und die vom europäischen Faschismus propagandistisch missbrauchte Figürlichkeit auszuklammern. Vorrangig in der Abstraktion schienen sich diese beiden Grundbedingungen zu erfüllen und mit dem Anspruch zu verbinden, die Überlegenheit des ‚freien Westens‘ zu manifestieren.

In der zeitgenössischen künstlerischen Praxis gehen der energetische Ausdruck und die Abstraktion noch immer Hand in Hand. Hier jedoch treffen wir auf Werke, deren schaffensbezogener Einsatz von kraftvollen Gesten oftmals die Kategorie des Stilmittels überwindet und selbst Inhalt wird.


ERÖFFNUNG: Donnerstag, 20. Oktober 2022, 18:00 - 20:00
Allgemeine Öffnungszeiten: Donnerstag – Sonntag, 12 – 18 Uhr