Candida Höfers umfangreiches Werk, das sich über fünf Jahrzehnte erstreckt, gehört zur fotografischen Avantgarde der Gegenwart. Ihre großformatigen Fotografien dokumentieren öffentliche und halböffentliche Räume wie historische Bibliotheken, Archive, Lagerräume, Paläste, Museen, Opernhäuser, zoologische Gärten und andere Begegnungsorte. Diese Räume sind geprägt von Kommunikation, Erinnerung, Wissen sowie von Entspannung und Erholung. Auch architektonische Details, wie Lüftungsschächte und Wandstrukturen, finden in ihren Bildern ihren Platz. Höfer interessiert sich besonders dafür, wie Architektur das Verhalten der Menschen beeinflusst – ob sie sie leitet, zurückhält oder umhüllt.

Inspiriert von den weltweit in Museen und Skulpturengärten aufgestellten zwölf Abgüssen von Auguste Rodins „Die Bürger von Calais“ entstand 2002 eine Serie, die sie auf der documenta11 in Kassel präsentierte. Höfer thematisiert die Widersprüchlichkeit der Räume, in denen diese Abgüsse ausgestellt werden. Schon zu Lebzeiten Rodins gab es kontroverse Diskussionen über das „Heldendenkmal“. In Höfers Arbeiten spiegelt sich die Dialektik von Tradition und Moderne sowie von Repräsentation und Gebrauch wider.