Anlass ist ihr 80. Geburtstag im Februar 2027 – ein idealer Moment, um das Werk einer Malerin neu in den Blick zu nehmen, die in der Kunstgeschichte der Bundesrepublik eine singuläre Position einnimmt: als Grenzgängerin zwischen Mythos und Malerei, zwischen Körper und Innerlichkeit, zwischen archaischer Symbolik und zeitgenössischer Bildsprache.

Seit den späten 1970er Jahren gehört Christa Näher zu den prägenden Stimmen der figurativen Malerei ihrer Generation. Ihre großformatigen Bilder entfalten existentielle Wucht: Menschen, Tiere und mythische Gestalten erscheinen in einer Bildwelt, die Innenerfahrungen und Archetypen zu kraftvollen Gleichnissen verdichtet. Nähers Malerei entzieht sich Kategorien – sie ist weder Realismus noch Abstraktion verpflichtet, sondern entwickelt aus Literatur, Geschichte und persönlicher Erfahrung eine unverwechselbare Sprache. Die Ausstellung zeigt die Entwicklungslinien einer kompromisslos eigenständigen künstlerischen Stimme und lädt zur Wiederentdeckung einer Malerin ein, die Fragen nach Identität, Körper und Verletzlichkeit lange vor ihrer kunsttheoretischen Konjunktur ins Bild setzte.