Santiago Sierra, Objekt von 600 x 57 x 52 cm, gebaut, um waagrecht an eine Wand gehalten zu werden Aktion in der Galerie Peter Kilchmann. Zürich, Schweiz. April 2001 Holz, Dachpappe u.a., 600 x 57 x 52 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2013
Tübingen: Santiago Sierra - Skulptur, Fotografie, Film
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN//frankreichde-21
23.03.2013 - 16.06.2013
Kunsthalle Tübingen Philosophenweg 76 72076 Tübingen Tel. 07071 96 91 0 Fax 07071 96 91 33
Santiago Sierra ist für seine drastischen Performances weltweit bekannt: Er ließ politische Flüchtlinge gegen einen Mindestlohn stundenlang einen einseitig an der Wand befestigten Balken aus Holz und Teerpappe stützen; er stellte 21 rechteckige Module aus menschlichen Fäkalien in der Londoner Lisson Gallery aus, welche von indischen Latrinenreinigern erstellt wurden; er veranlasste die Befüllung des Erdgeschosses des Ausstellungshauses der Kestnergesellschaft mit 320 m3 schlammigen Material; er ließ Arbeiter stundenlang an einem Holzbalken angebunden verharren und er warf das aus einer Futtermischung nachgeformte Griechenlandmodell Schweinen zum Fraß vor.
Der in Madrid lebende Spanier hat es sich zur Aufgabe gemacht, die strukturelle Gewalt politischer und wirtschaftlicher Systeme schmerzhaft deutlich zur Anschauung zu bringen. Tat dies einer der berühmtesten Protagonisten der Arbeiterbewegung, Karl Marx, noch aus der Motivation heraus das
Klassenbewusstsein des Arbeiters zu stärken, um ihn als Antrieb für soziale Umstrukturierungen zu gewinnen, verfolgt Sierra eine andere Intention. Er
reflektiert vielmehr das Wesen von Arbeit in Beziehung zu seiner Wertigkeit innerhalb einer kapitalistischen Gesellschaft. Dafür lässt er Menschen
stumpfsinnige Arbeit verrichten, die keinen höheren Nutzen erfüllt, als schlichtweg arbeiten zu lassen. Damit legt Sierra die Widersinnigkeit der Annahme offen, dass die Würde des Menschen aus der von ihm durchgeführten Arbeit entstamme, wenn diese zu Reichtum und somit zu einer Verbesserung sozialer Bedingungen führe.
Ein Blick auf die 1971 gegründete Kunsthalle Tübingen lässt wesentliche Grundlagen für Sierras Werk zum Vorschein kommen: Hier kamen in den frühen
Jahren die wichtigsten Positionen von Minimal Art, Konzeptkunst und Fluxus zur Ausstellung, die für ihn so prägend sind. Der Prozesskünstler Franz Erhard Walther ist dabei eine zentrale Persönlichkeit. Sierra besuchte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg Anfang der 1990er Jahre seine Klasse als Gasthörer. Walther begründet im Frühjahr 1972 eine lange Reihe experimenteller Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in der Kunsthalle Tübingen, an deren vorläufigem Endpunkt nun Sierra steht. Zu sehen war damals unter anderem Walthers berühmter 1. Werksatz, eine 58-teilige Serie aus textilen Stücken, die zusammengerollt auf dem Boden liegend, den Rezipienten in die Pflicht nimmt und ihn zum Akteur in einem Spiel abstrakter Kompositionsstrukturen werden lässt.
Zum ersten Mal zeigt nun die Kunsthalle Tübingen in Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen Hamburg die skulpturalen, filmischen und fotografischen Relikte
von Sierras wichtigsten Performances in einer retrospektiv angelegten Ausstellung.
Der in Madrid lebende Spanier hat es sich zur Aufgabe gemacht, die strukturelle Gewalt politischer und wirtschaftlicher Systeme schmerzhaft deutlich zur Anschauung zu bringen. Tat dies einer der berühmtesten Protagonisten der Arbeiterbewegung, Karl Marx, noch aus der Motivation heraus das
Klassenbewusstsein des Arbeiters zu stärken, um ihn als Antrieb für soziale Umstrukturierungen zu gewinnen, verfolgt Sierra eine andere Intention. Er
reflektiert vielmehr das Wesen von Arbeit in Beziehung zu seiner Wertigkeit innerhalb einer kapitalistischen Gesellschaft. Dafür lässt er Menschen
stumpfsinnige Arbeit verrichten, die keinen höheren Nutzen erfüllt, als schlichtweg arbeiten zu lassen. Damit legt Sierra die Widersinnigkeit der Annahme offen, dass die Würde des Menschen aus der von ihm durchgeführten Arbeit entstamme, wenn diese zu Reichtum und somit zu einer Verbesserung sozialer Bedingungen führe.
Ein Blick auf die 1971 gegründete Kunsthalle Tübingen lässt wesentliche Grundlagen für Sierras Werk zum Vorschein kommen: Hier kamen in den frühen
Jahren die wichtigsten Positionen von Minimal Art, Konzeptkunst und Fluxus zur Ausstellung, die für ihn so prägend sind. Der Prozesskünstler Franz Erhard Walther ist dabei eine zentrale Persönlichkeit. Sierra besuchte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg Anfang der 1990er Jahre seine Klasse als Gasthörer. Walther begründet im Frühjahr 1972 eine lange Reihe experimenteller Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in der Kunsthalle Tübingen, an deren vorläufigem Endpunkt nun Sierra steht. Zu sehen war damals unter anderem Walthers berühmter 1. Werksatz, eine 58-teilige Serie aus textilen Stücken, die zusammengerollt auf dem Boden liegend, den Rezipienten in die Pflicht nimmt und ihn zum Akteur in einem Spiel abstrakter Kompositionsstrukturen werden lässt.
Zum ersten Mal zeigt nun die Kunsthalle Tübingen in Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen Hamburg die skulpturalen, filmischen und fotografischen Relikte
von Sierras wichtigsten Performances in einer retrospektiv angelegten Ausstellung.
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am: Donnerstag, 14.03.2013