Gent: Curbs & Cracks Koen van den Broek
30.01.2010 - 16.05.2010
S.M.A.K. Citadelpark, B- 9000 Ghent-Belgium täglich außer Montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet
Das S.M.A.K. (Stedelijk Museum voor Actuele Kunst) in Ghent öffnet im
Januar 2010 seine Türen für die Ausstellung Curbs & Cracks, eine erste
Übersichtsausstellung des belgischen Künstlers Koen van den Broek
(°1973, Bree). Das Museum wendet sich damit einem jungen Künstler zu,
der in nur kurzer Zeit – 10 Jahre – ein konsistentes Oeuvre geschaffen
hat, mit dem er internationale Bekanntheit erwarb. In der Ausstellung
im S.M.A.K., die von Andrew Renton (Goldsmiths College, London) und
Thibaut Verhoeven (S.M.A.K. Gent) kuratiert wurde, werden sowohl neue
als auch bestehende Werke aus den Jahren von 1999 bis 2009 aus privaten
und öffentlichen Sammlungen aus der ganzen Welt gezeigt.
Koen van den Broek läßt sich davon inspirieren, ‘on the road’ zu sein,
zahllose Reisen vornehmlich durch die USA liegen seinem Werk zu Grunde.
Mit den von ihm fotografierten Schnappschüssen schafft der Künstler
eine sehr präzise und zweckmäßige Basis für seine Malerei. Anders als
ein Skizzenblock dienen die fotografischen Bilder nur als
Gedankenstütze; sie registrieren von ihm als interessant wahrgenommene
Linien, Strukturen und Krümmungen der Landschaft. Sie sind allerdings
nicht mehr als formale Erinnerungen dessen, was er wahrgenommenen hat,
so haben sie wenig oder keinen emotionalen Wert. Vielmehr scheinen
diese Registrierungen die Realität des Unterwegs-Seins zurückzuweisen.
Was den Künstler fasziniert sind die kleinen Segmente der Realität, die
von den meisten von uns im Grunde nicht bemerkt werden: Eine
Bordsteinkante, ein Schatten auf der Straße, der das Vorhandensein
eines Lastwagens suggeriert, eine kahle, verschneite Waldlandschaft,
ein einfaches Haus mit der besonderen Betonung des banalen Garagentors,
eine Autobahn, die eine spannende (doch auch klischeebehaftete) Kurve
durch die Landschaft beschreibt, Risse im Asphalt, die kein Mensch
beachtet. Kurzum, van den Broek richtet seinen Blick auf die Seite der
Gesellschaft, für die kein Mensch ein Auge hat. Er sieht die Rückseite
von Objekten, Häusern, städtischen oder natürlichen Landschaften und er
fokussiert seine Objekte in einer Weise, die sie trivial wirken läßt.
Was ein beeindruckender Viadukt in einer Landschaft sein könnte,
mutiert zu einer funktionellen, dunklen Konstruktion mit Fragmenten
ihres natürlichen Kontexts rechts und links im Bild. Dieser
‘antisoziale’ Fokus wird mit einem malerischen Prozeß verbunden, bei
dem van den Broek die Bilder von allen überflüssigen Details befreit,
so daß die Stimmung durch nur einige grundlegende Linien definiert
wird. Was bleibt, ist das ‘Erlebnis’ des Raums. Die Malerei flirtet mit
Abstraktion. Wobei die Auswahl der Titel dieses Moment insofern
entkräftet, als sie das Bild in die Realität zurückführt.
Die bemerkenswerte Farbpalette – von kaltem Weiß bis hin zu allen
möglichen Grautönen in Kombination mit sorgsam gewählten Blau-, Rot-,
Gelb- oder Orangetönen – verwirren den Betrachter. Koen van den Broek
ist nicht im Geringsten am malen ‘realistischer’ Szenen interessiert,
er sucht aber um so mehr nach atmosphärischen ‘Möglichkeiten’. Was er
dem Betrachter anbietet sind Gemälde, nicht Landschaften,
Bordsteinkanten oder Gebäude.
Curbs & Cracks zeigt eine Auswahl früherer Arbeiten, die mit einer
Reihe neuer Gemälde kombiniert werden. Die Ausstellung entwickelt sich
um einige Themen und Motive, die in Variationen immer wieder in van den
Broeks Oeuvre zu sehen sind. Für die Ausstellung wurde eine Auswahl in
sich definierter Werkgruppen getroffen, die formal, aber auch
thematisch begründet ist. Die Wiederholung der oben angeführten und
wiedererkennbaren Sujets sowie auch die zugrunde liegende Methodik
sticht dabei ins Auge. Sie animiert den Betrachter dazu, nach
Inkonsistenzen zu suchen. So scheint die Verwendung der Fotografie als
neutrales Bindeglied zwischen der Realität und der malerischer Kreation
nicht immer gleich ‘notwendig’ zu sein. Jüngere Arbeiten reagieren auf
ältere Werke, sie dienen als Katalysatoren im Rahmen des Oeuvres,
Katalysatoren, die das ganze Oeuvre nähren und verstärken oder die –
gerade im Gegenteil dazu – als Virus funktionieren, der alle sorgfältig
errichteten Gesetzmäßigkeiten infiziert und entkräftet.
Kuratiert von Andrew Renton & Thibaut Verhoeven
Januar 2010 seine Türen für die Ausstellung Curbs & Cracks, eine erste
Übersichtsausstellung des belgischen Künstlers Koen van den Broek
(°1973, Bree). Das Museum wendet sich damit einem jungen Künstler zu,
der in nur kurzer Zeit – 10 Jahre – ein konsistentes Oeuvre geschaffen
hat, mit dem er internationale Bekanntheit erwarb. In der Ausstellung
im S.M.A.K., die von Andrew Renton (Goldsmiths College, London) und
Thibaut Verhoeven (S.M.A.K. Gent) kuratiert wurde, werden sowohl neue
als auch bestehende Werke aus den Jahren von 1999 bis 2009 aus privaten
und öffentlichen Sammlungen aus der ganzen Welt gezeigt.
Koen van den Broek läßt sich davon inspirieren, ‘on the road’ zu sein,
zahllose Reisen vornehmlich durch die USA liegen seinem Werk zu Grunde.
Mit den von ihm fotografierten Schnappschüssen schafft der Künstler
eine sehr präzise und zweckmäßige Basis für seine Malerei. Anders als
ein Skizzenblock dienen die fotografischen Bilder nur als
Gedankenstütze; sie registrieren von ihm als interessant wahrgenommene
Linien, Strukturen und Krümmungen der Landschaft. Sie sind allerdings
nicht mehr als formale Erinnerungen dessen, was er wahrgenommenen hat,
so haben sie wenig oder keinen emotionalen Wert. Vielmehr scheinen
diese Registrierungen die Realität des Unterwegs-Seins zurückzuweisen.
Was den Künstler fasziniert sind die kleinen Segmente der Realität, die
von den meisten von uns im Grunde nicht bemerkt werden: Eine
Bordsteinkante, ein Schatten auf der Straße, der das Vorhandensein
eines Lastwagens suggeriert, eine kahle, verschneite Waldlandschaft,
ein einfaches Haus mit der besonderen Betonung des banalen Garagentors,
eine Autobahn, die eine spannende (doch auch klischeebehaftete) Kurve
durch die Landschaft beschreibt, Risse im Asphalt, die kein Mensch
beachtet. Kurzum, van den Broek richtet seinen Blick auf die Seite der
Gesellschaft, für die kein Mensch ein Auge hat. Er sieht die Rückseite
von Objekten, Häusern, städtischen oder natürlichen Landschaften und er
fokussiert seine Objekte in einer Weise, die sie trivial wirken läßt.
Was ein beeindruckender Viadukt in einer Landschaft sein könnte,
mutiert zu einer funktionellen, dunklen Konstruktion mit Fragmenten
ihres natürlichen Kontexts rechts und links im Bild. Dieser
‘antisoziale’ Fokus wird mit einem malerischen Prozeß verbunden, bei
dem van den Broek die Bilder von allen überflüssigen Details befreit,
so daß die Stimmung durch nur einige grundlegende Linien definiert
wird. Was bleibt, ist das ‘Erlebnis’ des Raums. Die Malerei flirtet mit
Abstraktion. Wobei die Auswahl der Titel dieses Moment insofern
entkräftet, als sie das Bild in die Realität zurückführt.
Die bemerkenswerte Farbpalette – von kaltem Weiß bis hin zu allen
möglichen Grautönen in Kombination mit sorgsam gewählten Blau-, Rot-,
Gelb- oder Orangetönen – verwirren den Betrachter. Koen van den Broek
ist nicht im Geringsten am malen ‘realistischer’ Szenen interessiert,
er sucht aber um so mehr nach atmosphärischen ‘Möglichkeiten’. Was er
dem Betrachter anbietet sind Gemälde, nicht Landschaften,
Bordsteinkanten oder Gebäude.
Curbs & Cracks zeigt eine Auswahl früherer Arbeiten, die mit einer
Reihe neuer Gemälde kombiniert werden. Die Ausstellung entwickelt sich
um einige Themen und Motive, die in Variationen immer wieder in van den
Broeks Oeuvre zu sehen sind. Für die Ausstellung wurde eine Auswahl in
sich definierter Werkgruppen getroffen, die formal, aber auch
thematisch begründet ist. Die Wiederholung der oben angeführten und
wiedererkennbaren Sujets sowie auch die zugrunde liegende Methodik
sticht dabei ins Auge. Sie animiert den Betrachter dazu, nach
Inkonsistenzen zu suchen. So scheint die Verwendung der Fotografie als
neutrales Bindeglied zwischen der Realität und der malerischer Kreation
nicht immer gleich ‘notwendig’ zu sein. Jüngere Arbeiten reagieren auf
ältere Werke, sie dienen als Katalysatoren im Rahmen des Oeuvres,
Katalysatoren, die das ganze Oeuvre nähren und verstärken oder die –
gerade im Gegenteil dazu – als Virus funktionieren, der alle sorgfältig
errichteten Gesetzmäßigkeiten infiziert und entkräftet.
Kuratiert von Andrew Renton & Thibaut Verhoeven
Eingetragen von: admin
am: Dienstag, 19.01.2010