Die Kunst ist super! Neupräsentation im Hamburger Bahnhof
http://www.smb.museum/smb/hbf/exhibition.php?id=24591&lang=de
05.09.2009 - 14.02.2010
HAMBURGER BAHNHOF - MUSEUM FÜR GEGENWART - BERLIN Invalidenstraße 50-51 10557 Berlin Tel. 030 - 3978 3411 Fax. 030 - 3978 3413 E-Mail: hbf@smb.spk-berlin.de Information Hamburger Bahnhof: 030 - 3978 3439
Unter dem Titel "Die Kunst ist super!" eröffnet der Hamburger Bahnhof am 4. September 2009 eine Neupräsentation seiner Sammlung auf über 10 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. In thematischen, monografischen und motivischen Konstellationen, in überraschenden Dialogen und beziehungsreichen Einzelauftritten werden Werke der Nationalgalerie, der Sammlung Marx und der Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof neu in Szene gesetzt. Punktuell werden die Bestände des Museums um Leihgaben von Künstlern ergänzt, die zum Teil eigens für die Räume des Museums konzipiert werden, sowie um Leihgaben aus den reichen Sammlungen der Berliner Museumslandschaft.
Fluxus und Happening, vorgestellt im Erdgeschoss des Hauptgebäudes, entwickelten sich seit den frühen 1960er Jahren als internationale Bewegungen, die die Erweiterung und Entgrenzung des Kunstbegriffs anstrebten. Die Künstler, unter anderem Nam June Paik, Joseph Beuys, George Brecht, Allan Kaprow oder Wolf Vostell, erforschten neue Materialien
wie Alltagsgegenstände oder Lebensmittel und Medien wie das Fernsehen oder Video. Fluxus, »das Fließende«, wandte sich gegen traditionelle Kunstvorstellungen und deren Materialwirkungen. Die Happening-Künstler wiederum bemühten sich, in komplexen theatralischen Aktionen neue gedankliche Impulse und veränderte Verhaltensweisen beim Zuschauer hervorzurufen.
Anlässlich von Die Kunst ist super! wird der bedeutende Werkkomplex von Joseph Beuys in den Räumen des Westflügels neu präsentiert. Dieser weltweit einzigartige Bestand an Werken und Filmdokumenten zeigt eindrücklich Beuys' Bestreben, den Kunstbegriff zu erweitern. Mit seinen provozierenden Skulpturen aus ungewöhnlichen Materialien wie Fett und Filz und seinen filmisch überlieferten Aktionen und politischen Handlungen wird ein Einblick in die Gesamtheit des Denkens von Beuys vorgestellt. Die Skulptur Das Ende des 20. Jahrhunderts etwa, die hier erstmals wieder in ihrer ursprünglichen Fassung ausgestellt wird, verdeutlicht die »Richtkräfte« seines utopischen Denkens, das jeden Menschen als Künstler versteht.
Parallel zu den bedeutenden Werkblöcken von Joseph Beuys sind in der Kleihueshalle unter dem Thema Vanitas Hauptwerke aus der umfangreichen Sammlung Marx versammelt. Vanitas bezeichnet Bildthemen und Symbole (wie z.B. Schädel, Uhren oder Spiegel), die an die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnern und die Vergeblichkeit des Strebens nach Reichtum, Sinneslust und Berühmtheit anmahnen. Befragt wird die Eitelkeit, die glamouröse, aber auch produktive Aura des Idols, die zu Andy Warhols zentralen Themen zählt. Sein Bild Cagney, das den berühmten Gangsterdarsteller James Cagney in einer Erschießungsszene zeigt, leitet die Schau ein und steht ihr als moderne Vanitas-Darstellung voran. Die Präsentation erfährt durch den Dialog der Werke so unterschiedlicher Künstler wie Warhol, Kiefer oder Rauschenberg mit Gipsabgüssen berühmter Bildwerke aus der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin eine sinnbildliche Verstärkung.
Die zentrale Halle ist zwei großen installativen Arbeiten gewidmet, die um die Themen Modell und Rekonstruktion, Illusion und künstlerische Reproduktion kreisen. Roman Ondáks Installation It Will All Turnout Right in the End ist zunächst nicht mehr als eine große Kiste,
hinter den Pfeilern des Seitenschiffs abgestellt. Doch die Simplizität der äußeren Erscheinung wird konterkariert, sobald wir die Installation betreten und uns in einer detailreichen Nachbildung der berühmten Turbinenhalle der Tate Modern in London wieder finden. Für die Installation Waggon hat der polnische Künstler Robert Kusmirowski einen historischen Güterwaggon, wie er auch in der Zeit des 2. Weltkriegs zum Einsatz kam, im Maßstab 1:1 aus einfachen Materialien nachgebaut. In dieser Arbeit wird der Betrachter durch die bewusst vom Künstler vorgeführte Sinnestäuschung in ein Spiel von Realität und Illusion, Geschichte und Gegenwart eingebunden. Diesen beiden Werken zur Seite steht ein die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts maßgeblich bestimmendes Kunstwerk: das Fahrrad-Rad (Roue de bicyclette) von Marcel Duchamp.
Im Obergeschoss des Hauptgebäudes werden unter dem Titel Modellversuche 1 + 2 Arbeiten von Gerd Rohling, Alfred Keller, Lyonel Feininger, Hans-Peter Feldmann und Jochen Alexander Freydank präsentiert. Rohling inszeniert eine Kollektion farbiger Gefäße wie kostbare antike Ausgrabungsstücke, indem er die Objekte in Vitrinen ausstellt und durch einzelne Lichtspots hervorhebt. Ihnen stehen die naturgetreuen, hundertfach vergrößerten Insektenmodelle von Alfred Keller aus den 1930er Jahren aus dem Museum für Naturkunde in Berlin gegenüber. Feldmann entwirft mit seinem Schattenspiel ein lebendiges Weltentheater, das den Besucher verzaubert. Feiningers Spielzeugstadt Die Stadt am Ende der Welt lässt eine geradezu romantische Sehnsucht und Bindung des Künstlers an jene deutschen Städte erahnen, die Grundlage und Motiv für zahlreiche seiner Gemälde waren. Darüber hinaus erlebt Jochen Alexander Freydanks erst jüngst mit einem Oskar ausgezeichneter Kurzfilm Spielzeugland hier seine erste Aufführung im musealen Kontext.
Der Kontrast zwischen den strengen Formen der Minimal Art und der wuchernden Struktur der Gartenskulptur von Dieter Roth, zwischen den mit Spiegeln verkleideten monumentalen Kuben von Isa Genzken und den über die Wände tanzenden Linien von Otto Zitko prägt die
vornehmlich mit Werken aus der Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof realisierte Präsentation in den Rieckhallen. Eindrückliche Bilder für die Unbehaustheit des Menschen etwa von Bruce Nauman oder Absalon stehen dem wohnlich eingerichteten Heim von Franz West oder dem mit riesigen roten Sitzmöbeln und TVSet ausgestatteten Zimmer von Pipilotti Rist in einem der Filmräume im Untergeschoss gegenüber.
In einer Zeit, in der vermeintlich stabile Wertesysteme in eine Krise geraten sind und sich als äußerst labile Konstrukte erweisen, zeigt sich die Kunst in dieser Neupräsentation des Hamburger Bahnhofs in all ihrer Beweglichkeit und Komplexität, in ihrer Hand in Hand gehenden Produktion von Fiktionen und Ent-Täuschung von Illusionen als verlässliche
Größe: Die Kunst ist super!
Fluxus und Happening, vorgestellt im Erdgeschoss des Hauptgebäudes, entwickelten sich seit den frühen 1960er Jahren als internationale Bewegungen, die die Erweiterung und Entgrenzung des Kunstbegriffs anstrebten. Die Künstler, unter anderem Nam June Paik, Joseph Beuys, George Brecht, Allan Kaprow oder Wolf Vostell, erforschten neue Materialien
wie Alltagsgegenstände oder Lebensmittel und Medien wie das Fernsehen oder Video. Fluxus, »das Fließende«, wandte sich gegen traditionelle Kunstvorstellungen und deren Materialwirkungen. Die Happening-Künstler wiederum bemühten sich, in komplexen theatralischen Aktionen neue gedankliche Impulse und veränderte Verhaltensweisen beim Zuschauer hervorzurufen.
Anlässlich von Die Kunst ist super! wird der bedeutende Werkkomplex von Joseph Beuys in den Räumen des Westflügels neu präsentiert. Dieser weltweit einzigartige Bestand an Werken und Filmdokumenten zeigt eindrücklich Beuys' Bestreben, den Kunstbegriff zu erweitern. Mit seinen provozierenden Skulpturen aus ungewöhnlichen Materialien wie Fett und Filz und seinen filmisch überlieferten Aktionen und politischen Handlungen wird ein Einblick in die Gesamtheit des Denkens von Beuys vorgestellt. Die Skulptur Das Ende des 20. Jahrhunderts etwa, die hier erstmals wieder in ihrer ursprünglichen Fassung ausgestellt wird, verdeutlicht die »Richtkräfte« seines utopischen Denkens, das jeden Menschen als Künstler versteht.
Parallel zu den bedeutenden Werkblöcken von Joseph Beuys sind in der Kleihueshalle unter dem Thema Vanitas Hauptwerke aus der umfangreichen Sammlung Marx versammelt. Vanitas bezeichnet Bildthemen und Symbole (wie z.B. Schädel, Uhren oder Spiegel), die an die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnern und die Vergeblichkeit des Strebens nach Reichtum, Sinneslust und Berühmtheit anmahnen. Befragt wird die Eitelkeit, die glamouröse, aber auch produktive Aura des Idols, die zu Andy Warhols zentralen Themen zählt. Sein Bild Cagney, das den berühmten Gangsterdarsteller James Cagney in einer Erschießungsszene zeigt, leitet die Schau ein und steht ihr als moderne Vanitas-Darstellung voran. Die Präsentation erfährt durch den Dialog der Werke so unterschiedlicher Künstler wie Warhol, Kiefer oder Rauschenberg mit Gipsabgüssen berühmter Bildwerke aus der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin eine sinnbildliche Verstärkung.
Die zentrale Halle ist zwei großen installativen Arbeiten gewidmet, die um die Themen Modell und Rekonstruktion, Illusion und künstlerische Reproduktion kreisen. Roman Ondáks Installation It Will All Turnout Right in the End ist zunächst nicht mehr als eine große Kiste,
hinter den Pfeilern des Seitenschiffs abgestellt. Doch die Simplizität der äußeren Erscheinung wird konterkariert, sobald wir die Installation betreten und uns in einer detailreichen Nachbildung der berühmten Turbinenhalle der Tate Modern in London wieder finden. Für die Installation Waggon hat der polnische Künstler Robert Kusmirowski einen historischen Güterwaggon, wie er auch in der Zeit des 2. Weltkriegs zum Einsatz kam, im Maßstab 1:1 aus einfachen Materialien nachgebaut. In dieser Arbeit wird der Betrachter durch die bewusst vom Künstler vorgeführte Sinnestäuschung in ein Spiel von Realität und Illusion, Geschichte und Gegenwart eingebunden. Diesen beiden Werken zur Seite steht ein die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts maßgeblich bestimmendes Kunstwerk: das Fahrrad-Rad (Roue de bicyclette) von Marcel Duchamp.
Im Obergeschoss des Hauptgebäudes werden unter dem Titel Modellversuche 1 + 2 Arbeiten von Gerd Rohling, Alfred Keller, Lyonel Feininger, Hans-Peter Feldmann und Jochen Alexander Freydank präsentiert. Rohling inszeniert eine Kollektion farbiger Gefäße wie kostbare antike Ausgrabungsstücke, indem er die Objekte in Vitrinen ausstellt und durch einzelne Lichtspots hervorhebt. Ihnen stehen die naturgetreuen, hundertfach vergrößerten Insektenmodelle von Alfred Keller aus den 1930er Jahren aus dem Museum für Naturkunde in Berlin gegenüber. Feldmann entwirft mit seinem Schattenspiel ein lebendiges Weltentheater, das den Besucher verzaubert. Feiningers Spielzeugstadt Die Stadt am Ende der Welt lässt eine geradezu romantische Sehnsucht und Bindung des Künstlers an jene deutschen Städte erahnen, die Grundlage und Motiv für zahlreiche seiner Gemälde waren. Darüber hinaus erlebt Jochen Alexander Freydanks erst jüngst mit einem Oskar ausgezeichneter Kurzfilm Spielzeugland hier seine erste Aufführung im musealen Kontext.
Der Kontrast zwischen den strengen Formen der Minimal Art und der wuchernden Struktur der Gartenskulptur von Dieter Roth, zwischen den mit Spiegeln verkleideten monumentalen Kuben von Isa Genzken und den über die Wände tanzenden Linien von Otto Zitko prägt die
vornehmlich mit Werken aus der Friedrich Christian Flick Collection im Hamburger Bahnhof realisierte Präsentation in den Rieckhallen. Eindrückliche Bilder für die Unbehaustheit des Menschen etwa von Bruce Nauman oder Absalon stehen dem wohnlich eingerichteten Heim von Franz West oder dem mit riesigen roten Sitzmöbeln und TVSet ausgestatteten Zimmer von Pipilotti Rist in einem der Filmräume im Untergeschoss gegenüber.
In einer Zeit, in der vermeintlich stabile Wertesysteme in eine Krise geraten sind und sich als äußerst labile Konstrukte erweisen, zeigt sich die Kunst in dieser Neupräsentation des Hamburger Bahnhofs in all ihrer Beweglichkeit und Komplexität, in ihrer Hand in Hand gehenden Produktion von Fiktionen und Ent-Täuschung von Illusionen als verlässliche
Größe: Die Kunst ist super!
Eingetragen von: admin
am: Dienstag, 01.09.2009